Geographische Lage und Entstehung des Tombergs
Der Tomberg liegt am südwestlichen Rande der Swistniederung, 3,8 km Luftlinie südöstlich vom Zentrum der Stadt Rheinbach und erreicht eine Höhe von 316 m ü. NN.
Er entstand im sogenannten Tertiär, also in dem Zeitraum 45-30 Millionen Jahren vor Christus. Das Tertiär ist die Zeitspanne, in der die Vulkane der Hocheifel aktiv waren. Der Vulkan, der den Tomberg entstehen ließ, brach gegen Ende dieser Periode aus.
Der Tomberg besteht aus erkalteter Lava, dem Basalt. Seine Kuppe ist im Süden und Osten von Tuffen umgeben. Der Tuff entsteht, wenn flüssiges Magma unter hohem Druck aus einem Vulkan in die Atmosphäre geschleudert wird. Dabei wird der Verband des flüssigen Magmas zerstört und es entsteht eine Unzahl von meist staubfeinen bis faustgroßen Partikeln. Fallen sie auf den Boden und verfestigen sich, dann nennt sich dieses Sedimentgestein „Tuff”.
Römer- und Frankenzeit
Erste Zeugnisse vom Tomberg und für dessen historische Bedeutung entstammen der Römerzeit, im 3./4. Jahrhundert n. Chr.. Archäologische Grabungen brachten zwar keine genaueren Einzelergebnisse, dennoch belegen zahlreiche Einzelfunde, wie z. B. Ziegel und Keramik, als auch viele römische Münzen, die strategische und logistische Bedeutung des Berges für die Römer. Es wird vermutet, dass am östlichen Fuße des Berges eine villa rustica, ein römischer Gutshof, oder sogar eine kleine Siedlung existiert habe. Wahrscheinlich wurde der Berg, aufgrund seiner exponierten Lage, in spätrömischer Zeit als Standort für eine Signalanlage genutzt.
Aus dem 5. bis 9. Jahrhundert, der Frankenzeit, fehlen historische oder archäologische Belege für die Nutzung des Berges.
Die Ezzonen
Um das Jahr 900 wurde die Tomburg als befestigter Herrensitz errichtet. Der erste Herrscher über die Tomburg hieß Hermann, er entstammte dem Geschlecht der Ezzonen, die zu dieser Zeit das Pfalzgrafamt innehatten. Die Ezzonen standen in enger Beziehung zum ottonischen Königshaus. Ezzo, der Sohn Hermanns, heiratete Mathilde, die Tochter Kaiser Ottos II. Aus dieser Ehe gingen drei Söhne und sieben Töchter hervor, die das Erwachsenenalter erreichten. Richeza, eine der Töchter Ezzos, heiratete 1013 den polnischen Herzogssohn Miezko. Richeza und er wurden 1025 nach dem Tod von Miezkos Vater, Königin und König von Polen. Ezzos Sohn Otto wurde der Nachfolger seines Vaters und herrschte zehn Jahre als Pfalzgraf. Er wurde 1045 zum Herzog von Schwaben bestimmt. Otto verstarb bereits 1047 kinderlos auf der Tomburg und wurde im Familienkloster Brauweiler, das sein Vater 1024 gegründet hatte, bei seinen Eltern beerdigt.
Für die Geschichte der Ezzonen sind zwei Ereignisse besonders erwähnenswert: Erstens, dass Ezzo nach dem Tod von Kaiser Otto III. (1002) die Reichinsignien aufbewahren sollte, was auf eine Thronanwärterschaft Ezzos vermuten lässt. Und zweitens, die Schlacht von Odernheim (1012), in der Herzog Theoderich von Oberlothringen von Ezzos Truppen besiegt wurde und anschließend auf der Tomburg inhaftiert wurde. Herzog Theoderich war im Auftrag des Königs Heinrich II, nach verschiedenen Streitigkeiten zwischen Ezzo und dem König, für letzteren in den Kampf gezogen.
Die Tomburg verlor mit dem Aussterben des Geschlechts der Ezzonen um 1060 seine überregionale Bedeutung, was auch damit zusammenhing, dass der Kölner Erzbischof seine Hegemonie am Mittelrhein zu dieser Zeit immer weiter ausbauen konnte.
Vom Hochmittelalter bis zum Ende der frühen Neuzeit
Nach dem Aussterben der Ezzonen, bekam in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts ein gewisser Rutger die Tomburg übertragen. Die Nachkommen Rutgers begründeten das Grafengeschlecht von Kleve, welches das Belehnungsrecht über die Tomburg bis in das 14. Jahrhundert innehatte. 1230 wurde Herrmann von Müllenark, der von der gleichnamigen Burg bei Jülich stammte, von den Grafen von Kleve mit der Burg belehnt. Die Tomburg blieb von nun an rund 200 Jahre im Familienbesitz der von Müllenarks, die die Tomburg zu einer kleinen, aber selbständigen Herrschaft ausbauten. Dieses relativ
geschlossene Territorium umfasste die Gerichtsherrschaft über die Dörfer Ollheim, Miel, Odendorf, Flamersheim und Hilberath. In Oberdrees gab es eine Herrschaftsbeteiligung, während die Orte Kleinbüllesheim, Roitzheim, Billig, Vernich und Meckenheim im Laufe der Zeit verloren gingen. Politische und wirtschaftliche Umstrukturierungen im 14. Jahrhundert, zwangen die dadurch finanziell geschwächten Ritter der Tomburg zum Raubrittertum. Dies ist zum Beispiel im Überfall Konrads von Tomburg auf vier Kaufleute im Jahr 1362 auf der Aachen-Frankfurter Heerstraße bezeugt, die zu dieser Zeit ein bedeutender Handelsweg war. Die Herren von Tomburg, wie sich die Nachkommen der von Müllenarks nannten, starben im Mannesstamm mit Friedrich von Tomburg 1420 aus. Der Berg und die Burg kamen anschließend in den Besitz mehrer Erben. Die Burg wurde in der Folgezeit zum Schauplatz erbitterter Machtkämpfe unter den Erben, den Familien Quad und Sombreff.
Friedrich von Sombreff, der in einer Fehde mit dem Herzog Gerhard von Jülich-Berg gestanden hatte, musste heimlich nach einer achtwöchigen Belagerung durch den Herzog und dessen Söhne Wilhelm und Adolf, im Sommer 1473 von der Tomburg fliehen. Die Tomburg wurde vom 7. auf den 8. September 1473 eingenommen, vollständig zerstört und nie wieder aufgebaut. Die Herrschaft Tomburg existierte noch bis zum Einmarsch der Franzosen gegen Ende des 18. Jahrhunderts. In der Folgezeit wurde der Tomberg intensiv als Steinbruch genutzt.
Zur jüngeren Geschichte der Tomburg
Erst im Mai 1867 rückte die Ruine Tomburg wieder in das Bewusstsein des öffentlichen Interesses, als der Gutsbesitzer Julius Peter Bemberg, Flamersheim, die Ruine kaufte, um sie der Stadt Rheinbach zu schenken. Bemberg hatte erkannt, dass die durchgeführten Steinbrucharbeiten im Westen und Osten der Ruine ihr Ende finden mussten, damit der Fortbestand der Ruine für die Zukunft sichergestellt werden konnte. Schließlich gelangte die Burgruine 1868 in den Besitz der Stadt Rheinbach. Dies hatte zur Folge, dass das Gelände touristisch erschlossen wurde und der Verschönerungsverein Rheinbach, den es seit 1881 gab, sich verstärkt dem Gelände der Tomburg und dessen Belange zuwendete. Heute sind von der einstigen Burg noch der Bergfried und der Brunnen erhalten. Vom Bergfried sind drei in Basaltbruchstein des Tomberges ausgeführte Stockwerke erkennbar. Die Gesamthöhe des Turms misst heute als Ruine immer noch über 16 m. Die Tiefe des Brunnens beträgt heute noch ca. 10 m.
Im 20. Jh. gelang es der Stadt Rheinbach mit dem Erwerb der Grundstücke um das Ruinengelände, die Steinbrucharbeiten endgültig zu stoppen. Im Herbst 1968 unternahm das Rheinische Landesmuseum erste wissenschaftliche Ausgrabungen, bei denen Grundmauern von Gebäuden, ein Innenhof, Wirtschaftsräume und der Backofen freigelegt wurden. Bis 1971 wurde das Turmfundament abgesichert.
1979 wurde der Tomberg zum Naturschutzgebiet erklärt. Seit 1986 ist das Plateau des Tombergs als Bodendenkmal eingetragen, 1993 erfolgte die Eintragung der Ruine als Baudenkmal.
Literatur:
Pertz, Dietmar: Die Tomburg bei Rheinbach. In: Rheinische Kunststätten. Heft 504, Köln 2008.
Webseite:
http://www.tomburg-forschung.de von Andreas Herrmann, Rheinbach.