Hexenverfolgung

L _her _abbildung NadelprobeBereits für den Anfang des 16. Jahrhunderts ist in Rheinbach ein Hexenprozess nachgewiesen. Die Rheinbacherin Styne Donnernails wurde von einer Guetgin, ebenfalls aus Rheinbach, wegen Zauberei verklagt. 1506 soll Styne aufgrund einer von Guetgin nicht beglichenen Schuld, diese zur Rede gestellt und verflucht haben. Daraufhin kam es in Rheinbach zu einem Prozess, dessen Ausgang uns aber bis heute unbekannt ist.

Für das Jahr 1563 ist ein Zaubereiprozess in der Sürst belegt. Die Einwohnerin Metz gab hierbei zu, dem Herrn der Winterburg und etlichen Untertanen der gleichnamigen Herrlichkeit durch Zauberei Schaden zugefügt zu haben. Nachdem man zunächst mit Folterungen der Metz begonnen hatte, wurden diese auf Betreiben von Schultheiß, Schöffen und anderen Bürgern eingestellt. Metz übertrug daraufhin alle ihre Liegenschaften auf den Herrn der Winterburg und gelobte, dass sie und ihr Ehemann Simon sich der Herrschaft Winterburg bis auf zwei Meilen niemals mehr nähern werde.

TitelblattL _her KleinHermann Löher und sein Buch "Wehmütige Klage"

Einer der bekanntesten Bürger der Stadt ist mit Sicherheit der 1595 in Münstereifel geborene Hermann Löher. Mit seinen Eltern zog er 1601 nach Rheinbach. Hier war sein Vater Gerhard sehr erfolgreich als Kaufmann tätig und stieg so in die Rheinbacher Oberschicht auf.

1610 war er Bürgermeister, ab 1620 Schöffe. Hermann war ebenso tüchtig und wurde im Jahre 1627 und 1631 selbst Bürgermeister.Mit 36 Jahren wurde er als jüngster Schöffe am Hochherrengericht aufgenommen. Im gleichen Jahr begann Unheil über Rheinbach aufzuziehen.

Die Welle der Hexenverfolgungen erreichte Rheinbach und kostete nach Löhers Schätzungen über 130 Menschen in der näheren Umgegend das Leben.

Bild eines GedenksteinsHermann Löher, als Schöffe selbst in die Hexenprozesse verwickelt, musste letztendlich um sein eigenes Leben fürchten und flüchtete deshalb 1636 nach Amsterdam, wo er sich ein neues Leben aufbauen konnte.

Im Alter von 80 Jahren schrieb er seine ihn quälenden Erinnerungen an die Rheinbacher Hexenverfolgung in einem Buch nieder, wobei er seine "Wemütige Klage" als flammenden Appell gegen die Hexenverfolgung verstand.

Detailliert schildert er in seinem Werk die Ereignisse, die er in Rheinbach erlebt hatte. Deutlich wird für den Leser, dass sich die Hexenjagd schnell zu einem mörderischen Machtkampf innerhalb der Rheinbacher Oberschicht entwickelte. Von den sieben 1631 amtierenden Schöffen sind fünf Jahre später alle außer zwei entweder tot oder geflohen.Tabelle Loeher

Ein Gedenkstein für Hermann Löher und seinen Vater Gerhard befindet sich auf dem St.- Martin-Friedhof in Rheinbach.
Er wurde am 30. April 1685 von Hermanns Sohn Bartholomäus errichtet. (GSDSG bedeutet: Gott sei der Seele gnädig)

Spanischer Stiefel

Weitere Infos zu Hermann Löher und zur Hexenverfolgung:
Hermann Löher – Leben und Werk
(Aufsatz von Thomas P. Becker aus kultur und gewerbe VI/1996)
Weitere Infos zur Wehmütigen Klage von Thomas P. Becker
Internetedition der „Wehmütigen Klage“
Hexenforschung allgemein